Quelltext der Seite Kannada-Schrift

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{{Infobox Indische Schrift
|Name=Kannada
|Original=ಕನ್ನಡ
|Bild=kaKannada.png
|Karte=KannadaVerbreitung.png
|Sprache=[[Kannada]], [[Tulu (Sprache)|Tulu]], [[Kodava (Sprache)|Kodava]], [[Konkani]]
|Verbreitungsgebiet=[[Karnataka]]
|Unicode=[[Unicodeblock Kannada|Kannada]] (0C80 bis  0CFF)
}}

Die '''Kannada-Schrift''' ({{knS|ಕನ್ನಡ ಲಿಪಿ}}, auch ''kanaresische Schrift'') ist ein [[Abugida|Silbenalphabet]] aus dem [[Indischer Schriftenkreis|indischen Schriftenkreis]]. In ihr wird vornehmlich die [[Dravidische Sprachen|dravidische]] Sprache [[Kannada]] geschrieben, daneben auch einige weitere im [[Indien|südindischen]] Bundesstaat [[Karnataka]] verwendete Regionalsprachen wie [[Tulu (Sprache)|Tulu]] und [[Kodava (Sprache)|Kodava]]. In [[Mangaluru]] ansässige Sprecher des [[Konkani]] verwenden diese Schrift ebenfalls für ihre Sprache.
[[Datei:Phrase sanskrite.png|mini|400px|Sanskrit-Text in verschiedenen Schriften geschrieben: „Möge Shiva segnen, wem Sprache der Götter gefällt.“ ([[Kalidasa]]).]]

== Geschichte ==
[[Datei:Old Kannada inscription dated 1234 AD in the Mallikarjuna temple at Basaralu.jpg|mini|Kannada-Inschrift im Tempel von Basaral ([[Hoysala]]-Dynastie, 13. Jhd.)]]
Die Kannada-Schrift hat denselben Ursprung wie die im Nachbarbundesstaat [[Andhra Pradesh]] verwendete [[Telugu-Schrift]], der sie auch heute noch sehr ähnelt. Beide leiten sich von der altkanaresischen Schrift ab, in der ab dem 13. Jahrhundert sowohl Kannada als [[Telugu]] geschrieben wurden. Die altkanaresische Schrift wiederum entwickelte sich im 10. Jahrhundert von der [[Kadamba-Schrift]] ab. Dabei handelt es sich um einen ab dem 5. Jahrhundert überlieferten südindischen Abkömmling der [[Brahmi-Schrift]], der ältesten indischen Schrift. In der altkanaresischen Schrift bildeten sich ab dem 15. Jahrhundert kleinere Unterschiede zwischen der Kannada- und der Telugu-Schrift heraus, die im 19. Jahrhundert durch die Einführung des Buchdrucks durch europäische Missionare fixiert wurden. Am auffälligsten ist der Unterschied bei dem Zeichen für ''ka'' (<big>ಕ</big> in Kannada, <big>క</big> in Telugu). Typisch für eine südindische Schrift zeichnet sich die Kannada-Schrift durch ihre runden Formen aus.

== Funktionsprinzip ==
[[Datei:Kannadaalphabet.jpg|mini|Straßenschild in Kannada und Englisch]]
Wie bei allen indischen Schriften handelt es sich bei der Kannada-Schrift um eine Zwischenform aus [[Alphabet]] und [[Silbenschrift]], eine sogenannte [[Abugida]]. Das bedeutet, dass das Grundelement der Schrift ein [[Konsonant]]enzeichen mit dem [[Inhärenter Vokal|inhärenten]] Vokal ''a'' ist (z.&nbsp;B. <big>ಕ</big> ''ka'', <big>ಮ</big> ''ma''). Folgt dem Konsonanten ein anderer Vokal, wird dieser mithilfe eines [[Diakritisches Zeichen|diakritischen Zeichens]] ausgedrückt (z.&nbsp;B. <big>ಕಾ</big> ''kā'', <big>ಮಾ</big> ''mā''). Dieses sogenannte Sekundärvokalzeichen ist unselbstständig und bildet mit dem Konsonantenzeichen eine feste Einheit. Nur am Wortanfang werden Vokale durch selbstständige Schriftzeichen dargestellt (z.&nbsp;B: <big>ಅ</big> ''a'', <big>ಆ</big> ''ā''). Konsonantenverbindungen werden durch [[Ligatur (Typographie)|Ligaturen]] ausgedrückt. Dabei tritt in der Kannada-Schrift der zweite Konsonant meist unter den ersten (z.&nbsp;B. <big>ಕ್ಕ</big> ''kka''), manche Ligaturen haben spezielle Formen (z.&nbsp;B. <big>ರ್ತ</big> ''rta'' aus <big>ರ</big> und <big>ತ</big>). Am Wortende wird ein Konsonant, dem kein Vokal folgt, durch ein [[Virama]] genanntes diakritisches Zeichen ausgedrückt (z.&nbsp;B. <big>ಕ್</big> ''k''). Wie alle indischen Schriften ist auch die Kannada-Schrift rechtsläufig, d.&nbsp;h., sie wird von links nach rechts geschrieben.

== Zeichen ==
Das Zeicheninventar der Kannada-Schrift umfasst 34 Konsonantenzeichen, 13 Vokalzeichen und zwei Zusatzzeichen. Durch Kombination aus Zeichen dieser drei Kategorien kann eine weitaus größere Zahl an Verbindungszeichen geschaffen werden.

=== Konsonantenzeichen ===
Die Kannada-Schrift verfügt heute über 34 Konsonantenzeichen (ವ್ಯಂಜನ ''vyajana''). In alten Büchern gab es außerdem die Buchstaben ಱ und ೞ. Da deren Aussprache mit ರ (''ra'') bzw. ಳ (''ḷa'') zusammengefallen war, wurden sie seit etwa 1800 durch diese Buchstaben ersetzt. Die Reihenfolge der Zeichen ist anders als etwa im [[Lateinisches Alphabet|lateinischen Alphabet]] nicht beliebig, sondern spiegelt die [[Phonologie]] des [[Sanskrit]] wider. Die Aufzählung der Konsonantenzeichen beginnt mit den [[Plosiv]]en und [[Nasal (Phonetik)|Nasalen]] nach ihrem [[Artikulationsort]] ([[velar]], [[palatal]], [[retroflex]], [[dental]], [[labial]]) von hinten nach vorne, d.&nbsp;h. vom Gaumensegel bis zu den Lippen, geordnet. Dabei kommen die Plosive (Verschlusslaute) in Reihen von [[Stimmlosigkeit|stimmlos]], stimmlos-[[Aspiration (Phonetik)|aspiriert]], [[Stimmhaftigkeit|stimmhaft]] und stimmhaft-aspiriert vor, gefolgt von dem homorganen (am selben Artikulationsort gesprochenen) Nasal (z.&nbsp;B. ''ka'', ''kha'', ''ga'', ''gha'', ''ṅa''). Auf die Verschlusslaute folgen die [[Halbvokal]]e (nach der Sanskrit-Grammatik sind dies ''ya'', ''ra'', ''la'' und ''va''), die [[Sibilant]]en (Zischlaute) śa, ṣa, sa, der [[Hauchlaut]] ''ha'' und schließlich als letzter Konsonant der dem Kannada eigene (im Sanskrit nicht vorkommende) retroflexe Konsonant ''ḷa''.

{| class="wikitable"
|-
! class="hintergrundfarbe8" colspan="6"| Verschlusslaute
|-
| [[Velar]]e
| <big>ಕ</big> ka [{{IPA|kʌ}}] || <big>ಖ</big> kha [{{IPA|kʰʌ}}] || <big>ಗ</big> ga [{{IPA|gʌ}}] || <big>ಘ</big> gha [{{IPA|gʱʌ}}] || <big>ಙ</big> ṅa [{{IPA|ŋʌ}}]
|-
| [[Palatal]]e
| <big>ಚ</big> ca [{{IPA|ʧʌ}}] || <big>ಛ</big> cha [{{IPA|ʧʰʌ}}] || <big>ಜ</big> ja [{{IPA|ʤʌ}}] || <big>ಝ</big> jha [{{IPA|ʤʱʌ}}] || <big>ಞ</big> ña [{{IPA|ɲʌ}}]
|-
| [[Retroflex]]e
| <big>ಟ</big> ṭa [{{IPA|ʈʌ}}] || <big>ಠ</big> ṭha [{{IPA|ʈʰʌ}}] || <big>ಡ</big> ḍa [{{IPA|ɖʌ}}] || <big>ಢ</big> ḍha [{{IPA|ɖʱʌ}}] || <big>ಣ</big> ṇa [{{IPA|ɳʌ}}]
|-
| [[Dental]]e
| <big>ತ</big> ta [{{IPA|t̪ʌ}}] || <big>ಥ</big> tha [{{IPA|t̪ʰʌ}}] || <big>ದ</big> da [{{IPA|d̪ʌ}}] || <big>ಧ</big> dha [{{IPA|d̪ʱʌ}}] || <big>ನ</big> na [{{IPA|n̪ʌ}}]
|-
| [[Labial]]e
| <big>ಪ</big> pa [{{IPA|pʌ}}] || <big>ಫ</big> pha [{{IPA|pʰʌ}}] || <big>ಬ</big> ba [{{IPA|bʌ}}] || <big>ಭ</big> bha [{{IPA|bʱʌ}}] || <big>ಮ</big> ma [{{IPA|mʌ}}]
|}

{| class="wikitable"
|-
! class="hintergrundfarbe8" colspan="11"| Andere Konsonanten
|-
| <big>ಯ</big> ya [{{IPA|jʌ}}] || <big>ರ</big> ra [{{IPA|rʌ}}] || <big>ಱ</big> r {{IPA-Phon|ṟ}} || <big>ಲ</big> la [{{IPA|lʌ}}] || <big>ವ</big> va [{{IPA|ʋʌ}}] || <big>ಶ</big> śa [{{IPA|ɕʌ}}] || <big>ಷ</big> ṣa [{{IPA|ʂʌ}}] || <big>ಸ</big> sa [{{IPA|sʌ}}] || <big>ಹ</big> ha [{{IPA|hʌ}}] || <big>ಳ</big> ḷa [{{IPA|ɭʌ}}]  || <big>ೞ</big> l {{IPA-Phon|ɺ}}
|}

=== Vokale ===
Die Kannada-Schrift kennt 13 Vokale (ಸ್ವರ ''svara''): fünf Kurzvokale, einen konsonantischen Vokal, fünf Langvokale und zwei [[Diphthong]]e). Zu den Vokalen zählt auch der „konsonantische Vokal“ ''r̥'', das in Sanskrit-Lehnwörtern im Kannada vorkommt. Es wird [{{IPA|rɨ}}] oder [{{IPA|ru}}] gesprochen. Zusätzlich gibt es noch Zeichen für drei weitere nur im Sanskrit vorkommende konsonantische Vokale <big>ೠ</big> ''r̥̄'', <big>ಌ</big> ''l̥'' und <big>ೡ</big> ''l̥̄''. Die selbstständigen Vokalzeichen kommen nur am Wortanfang vor.

{| class="wikitable"
|-
! class="hintergrundfarbe8" colspan="13"| Selbstständige Vokalzeichen
|-
| <big>ಅ</big> a {{IPA-Phon|ʌ}}
| <big>ಆ</big> ā [{{IPA|aː}}]
| <big>ಇ</big> i {{IPA-Phon|i}}
| <big>ಈ</big> ī [{{IPA|iː}}]
| <big>ಉ</big> u {{IPA-Phon|u}}
| <big>ಊ</big> ū [{{IPA|uː}}]
| <big>ಋ</big> r̥ [{{IPA|rɨ/ru}}]
| <big>ಎ</big> e {{IPA-Phon|e}}
| <big>ಏ</big> ē [{{IPA|eː}}]
| <big>ಐ</big> ai [{{IPA|aj}}]
| <big>ಒ</big> o {{IPA-Phon|o}}
| <big>ಓ</big> ō [{{IPA|oː}}]
| <big>ಔ</big> au [{{IPA|aw}}]
|}

Um nachkonsonantische Vokale auszudrücken, verwendet man in der Kannada-Schrift [[Diakritisches Zeichen|diakritische Zeichen]], die sogenannten unselbstständigen Vokalzeichen. Sie bilden mit dem Konsonantenzeichen eine Einheit. Als Beispiel sind die Konsonant-Vokal-Verbindungen mit dem Konsonanten ''k'' aufgeführt.

{| class="wikitable"
|-
! class="hintergrundfarbe8" colspan="13"| Konsonant-Vokal-Verbindungen
|-
| <big>ಕ</big> ka [{{IPA|kʌ}}]
| <big>ಕಾ</big> kā [{{IPA|kaː}}]
| <big>ಕಿ</big> ki [{{IPA|ki}}]
| <big>ಕೀ</big> kī [{{IPA|kiː}}]
| <big>ಕು</big> ku [{{IPA|ku}}]
| <big>ಕೂ</big> kū [{{IPA|kuː}}]
| <big>ಕೃ</big> kr̥ [{{IPA|krɨ/kru}}]
| <big>ಕೆ</big> ke [{{IPA|ke}}]
| <big>ಕೇ</big> kē [{{IPA|keː}}]
| <big>ಕೈ</big> kai [{{IPA|kaj}}]
| <big>ಕೊ</big> ko [{{IPA|ko}}]
| <big>ಕೋ</big> kō [{{IPA|koː}}]
| <big>ಕೌ</big> kau [{{IPA|kaw}}]
|}

=== Zusatzzeichen ===
Daneben kennt die Kannada-Schrift zwei Zusatzzeichen (ಯೋಗವಾಹ ''yogavāha''), die zwei Laute aus dem Sanskrit ausdrücken: den [[Anusvara]] ಂ ''ṃ'' und den [[Visarga]]ಃ ''ḥ''.

{| class="wikitable"
|-
! class="hintergrundfarbe8" colspan="2"| Zusatzzeichen
|-
| <big>ಕಂ</big> kaṃ [{{IPA|kam}}]
| <big>ಕಃ</big> kaḥ [{{IPA|kah}}]
|}

=== Ziffern ===
Für die [[Dezimalsystem|dezimalen]] [[Ziffer]]n hat die Kannada-Schrift eigene Zeichen.

{| class="wikitable"
|-
! class="hintergrundfarbe8" colspan="10"| Ziffern
|-
| <big>೦</big> 0 || <big>೧</big> 1 || <big>೨</big> 2 || <big>೩</big> 3 || <big>೪</big> 4 || <big>೫</big> 5 || <big>೬</big> 6 || <big>೭</big> 7 || <big>೮</big> 8 || <big>೯</big> 9
|}

== Literatur ==
* William Bright: ''The Dravidian Scripts.'' In: Sanford B. Steever (Hrsg.): ''The Dravidian Languages.'' Routledge, London u. a. 1998, ISBN 0-415-10023-2, S. 40–71.
* [[Florian Coulmas]]: ''The Blackwell Encyclopedia of Writing Systems.'' Blackwell Publishers, Oxford u. a. 1999, ISBN 0-631-21481-X, S. 257 f.: ''Kannada script.''

== Weblinks ==
* [http://www.unicode.org/charts/PDF/U0C80.pdf Unicode-Tabelle für Kannada] (PDF-Datei; 111 kB)
* [http://www.omniglot.com/writing/kannada.htm omniglot.com: ''Kannada alphabet'']
* [http://www.ancientscripts.com/kannada.html ancientscripts.com: ''Kannada'']

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[[Kategorie:Indische Schrift]]
[[Kategorie:Kannada]]

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