Gudensberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen Deutschlandkarte
Gudensberg
Deutschlandkarte, Position der Stadt Gudensberg hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 11′ N, 9° 22′ OKoordinaten: 51° 11′ N, 9° 22′ O
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Kassel
Landkreis: Schwalm-Eder-Kreis
Höhe: 228 m ü. NHN
Fläche: 46,49 km2
Einwohner: 10.059 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 216 Einwohner je km2
Postleitzahl: 34281
Vorwahl: 05603
Kfz-Kennzeichen: HR, FZ, MEG, ZIG
Gemeindeschlüssel: 06 6 34 007
Stadtgliederung: 7 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Kasseler Straße 2
34281 Gudensberg
Website: www.gudensberg.de
Bürgermeisterin: Sina Best (SPD)
Lage der Stadt Gudensberg im Schwalm-Eder-Kreis
KarteKasselLandkreis FuldaLandkreis Hersfeld-RotenburgLandkreis KasselLandkreis Marburg-BiedenkopfLandkreis Waldeck-FrankenbergVogelsbergkreisVogelsbergkreisWerra-Meißner-KreisKnüllwaldHomberg (Efze)FrielendorfSchwarzenborn (Knüll)Neukirchen (Knüll)OberaulaOttrauSchrecksbachWillingshausenSchwalmstadtGilserbergJesbergNeuentalBad ZwestenBorken (Hessen)MorschenMalsfeldWabernFelsberg (Hessen)SpangenbergMelsungenKörleGuxhagenEdermündeGudensbergNiedensteinFritzlar
Karte
Blick von Norden auf Gudensberg
Stadtkern

Gudensberg ist eine Kleinstadt im Schwalm-Eder-Kreis in Nordhessen (Deutschland). Bekannt ist Gudensberg auch durch die Ruine der Obernburg.

Geografische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gudensberg liegt am äußersten Südostzipfel des Naturparks Habichtswald etwa 20 km südlich von Kassel und zehn Kilometer nordöstlich von Fritzlar (Entfernungen jeweils Luftlinie). Während die Kernstadt und der Ortsteil Maden vom Ems-Zufluss Goldbach durchflossen werden, liegen der südwestliche Stadtteil Dorla und der südliche Stadtteil Obervorschütz am Eder-Zufluss Ems.

Nachbargemeinden

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gemeindegebiet grenzt im Norden und Nordosten an die Gemeinde Edermünde, im Osten an Stadtteile von Felsberg, die im Bereich des Eder-Unterlaufs liegen. Südlich und südöstlich des Ems-Unterlaufs liegen weitere Teile von Felsberg. Im Süden, Südwesten und Westen liegen Stadtteile von Fritzlar. Im Nordwesten stößt der Ortsteil Gleichen an Niedenstein. Zwischen Niedenstein und Edermünde erheben sich hinter dem Odenberg die zum Naturpark Habichtswald gehörigen Langenberge mit dem Gudensberger Stadtwald. Dieser erstreckt sich als durchschnittlich rund 500 Meter schmaler Streifen etwa sieben Kilometer weit nach Norden und hat dort ein vielleicht 150 Meter langes Stück gemeinsame Grenze mit der Gemeinde Schauenburg.

Stadtgliederung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben der Kernstadt sind die Dörfer Deute, Dissen, Dorla, Gleichen, Maden und Obervorschütz Stadtteile von Gudensberg.

In der Umgebung von Gudensberg hat man zahlreiche vor- und frühgeschichtlichen Funde nachweisen können. Am Lamsberg hat man Funde aus der Rössener Kultur entdeckt. 1938 wurde zwischen dem Odenberg und Gudensberg eine bandkeramische Siedlung um 4000 v. Chr. und eine eisenzeitliche Siedlung um Christi Geburt ausgegraben. Am Kasseler Kreuz fand man beim Bahnbau 1899 ein Brandgräberfeld aus der Zeit 1000 v. Chr. Im Sommer und Herbst 2007 wurden zwischen Gudensberg und Maden Teile einer bedeutenden jungsteinzeitlichen Siedlung aus der Zeit von 5500 bis 4900 v. Chr. ausgegraben. Dabei wurden auch die Reste mehrerer typischer Langhäuser, Grubenöfen zum Backen, Vorratsgruben für Getreide, mehrere Menschenbestattungen, Getreidemühlen und Keramikscherben gefunden.

Kupferstich nach Merian-Stich um 1654 von Gudensberg mit Umgebung, Reproduktion um 1850
Die Obernburg
Gefangenenturm

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung des Ortes wird in die Zeit 1119–1122 datiert, wo der nordhessische Gaugraf Giso IV. als Graf von Udenesberc unterzeichnet. Der Name leitet sich vermutlich von Odinsberg ab, ein ortsnamenstheoretischer Beleg, dass in altgermanischer Zeit dort von den Chatten der germanische Gott Odin (bzw. Wotan) verehrt worden sein dürfte. So finden sich die Ortsbezeichnungen Wothenesberc (1123), Wuodesnberg (1131) und Wotensberg (1209) in Urkunden des 12. und frühen 13. Jahrhunderts, [2] und noch 1672 wurde der Ort in einer Urkunde als Wutansberg bezeichnet. Weitaus häufiger jedoch erscheint schon seit dem frühen 12. Jahrhundert der heutige Ortsname, wenn auch häufig in leicht abgewandelten Variationen.[2]

Im Mittelalter wurde auf dem Berg die Obernburg erbaut, die Sitz hessischer Gaugrafen aus dem Geschlecht der Werner und danach dem der Gisonen war. Da die Grafen auf der nahegelegenen Mader Heide Thing hielten, wurde die Grafschaft auch häufig als Grafschaft Maden bezeichnet. Nach der Vermählung von Hedwig von Gudensberg mit dem Grafen und späteren Landgrafen Ludwig I. von Thüringen 1122 und dem Aussterben der Gisonen im Mannesstamm 1137 gehörte Gudensberg bis 1247 den Ludowinger Landgrafen von Thüringen, die sich bzw. ihre jüngeren Brüder, die von Gudensberg aus die hessischen Landesteile verwalteten, dann teilweise Grafen von Gudensberg, teilweise Grafen von Hessen nannten. Einer von ihnen war Konrad von Thüringen, der 1232 die mainzische Stadt Fritzlar nach zunächst erfolgloser Belagerung doch noch erstürmte und einäschern ließ. Als Residenz der jüngeren Brüder der Ludowinger Landgrafen erlebte Gudensberg eine Blütezeit, mit der ersten Ummauerung von etwa 1170 bis 1180 und der Erwähnung als Stadt 1254 mit städtischer Verfassung zu Beginn des 13. Jahrhunderts.

Nach dem Tod Heinrich Raspes, dem letzten thüringischen Landgrafen aus dem Geschlecht der Ludowinger, und der Teilung Thüringens nach dem thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg fiel Gudensberg an die neue, nunmehr von Thüringen getrennte Landgrafschaft Hessen, und Heinrich I., Enkel der Hl. Elisabeth, wurde 1247 auf der Mader Heide zum ersten Landgrafen von Hessen ausgerufen. 1300 verlegte Heinrich I. den Sitz der Verwaltung von Niederhessen von Gudensberg nach Kassel, wo er bereits ab 1277 residierte, und Gudensberg verlor seine politische und administrative Bedeutung. 1324 wurde Gudensberg jedoch nochmals als die Hauptstadt vom Nyderlandt zu Hessen erwähnt. 1356 wurde die sogenannte „Freiheit“ als selbständige Stadt gegründet; dorthin zogen – unter Druck des Landgrafen Heinrich II. – mehrheitlich die Bewohner kleiner benachbarter und in der Folge aufgegebener Siedlungen wie Mittelvenne, Langenvenne und Karlskirchen. 1365 wurde das „Hospital zum heiligen Geist“ für Aussätzige gegründet, das sogenannte „Siechenhaus“.

In den zahlreichen Fehden zwischen dem Erzbistum Mainz und der Landgrafschaft Hessen war Gudensberg einer der Hauptstützpunkte Hessens und erlitt wiederholt schweren Schaden. Am 2. September 1387 wurden Gudensberg und die Wenigenburg, jedoch nicht die Obernburg, von mainzischen Truppen eingenommen und eingeäschert. Ein Jahr später zerstörte Erzbischof Adolf von Mainz alles, was im Vorjahre der Verwüstung entgangen war.

Wiederholt suchten Brandkatastrophen die Stadt heim. 1587 wurde die Stadt durch Unachtsamkeit verwüstet. 1640 wurde Gudensberg während des Dreißigjährigen Krieges durch kaiserliche Truppen gebrandschatzt; bei dieser Plünderung verlor der Philosoph und Theologe Daniel Angelocrator sein gesamtes Hab und Gut.

Tilly berief 1626 einen Landtag der hessischen Städte in Gudensberg ein, auf dem er vergeblich die Abdankung des Landgrafen Moritz zu erreichen versuchte. Ein Jahr später (1627) erzwangen dann die auf der Mader Heide versammelten hessischen Landstände von Moritz die Übergabe der Regentschaft an seinen Sohn Wilhelm. Der letzte hessische Landtag auf der Mader Heide wurde 1654 einberufen.

Im Siebenjährigen Krieg wurde 1761 die noch zum Teil erhaltene Obernburg durch Beschuss von britischen Truppen unter John Manners schwer beschädigt. 1806 plünderten französische Truppen die Reste der Obernburg und zerstörten sie völlig. Die Stadttore wurden als Verkehrshindernisse 1823 abgerissen.

Von 1807 bis 1813 war Gudensberg innerhalb des Königreichs Westphalen Verwaltungssitz des Kantons Gudensberg.

Historische Quellen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Stadtarchiv Gudensberg wird im Hessischen Staatsarchiv Marburg aufbewahrt (Bestand 330 Gudensberg). Der Bestand ist vollständig erschlossen und ist online recherchierbar.[3]

Gebietsreform in Hessen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge der der Gebietsreform in Hessen wurden zum 31. Dezember 1971 die bis dahin selbständigen Gemeinden Deute, Dissen, Dorla, Gleichen, Maden und Obervorschütz auf freiwilliger Basis in die Stadt Gudensberg eingegliedert.[4][5] Für alle durch die Gebietsreform eingegliederten Gemeinden wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[6]

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Gudensberg 9176 Einwohner. Nach dem Lebensalter waren 1591 Einwohner unter 18 Jahren, 3910 zwischen 18 und 49, 1830 zwischen 50 und 64 und 1840 Einwohner waren älter.[7] Unter den Einwohnern waren 345 (3,8 %) Ausländer, von denen 137 aus dem EU-Ausland, 136 aus anderen europäischen Ländern und 48 aus anderen Staaten kamen.[8] Die Einwohner lebten in 3986 Haushalten. Davon waren 1128 Singlehaushalte, 1092 Paare ohne Kinder und 1246 Paare mit Kindern, sowie 348 Alleinerziehende und 74 Wohngemeinschaften.[9] In 1045 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 6635 Haushaltungen lebten keine Senioren.[10]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[2]
• 1575/85: 189 Hausgesesse
• 1639: 112 verheiratete, 46 verwitwete Hausgesesse
• 1735: 200 Mannschaft
• 1742/47: 275 Häuser bzw. Hausgesesse
Wabern: Einwohnerzahlen von 1775 bis 2020
Jahr  Einwohner
1775
  
1.137
1807
  
1.368
1834
  
1.927
1840
  
2.053
1846
  
2.079
1852
  
2.081
1858
  
1.974
1864
  
2.011
1871
  
1.875
1875
  
1.848
1885
  
1.859
1895
  
1.926
1905
  
2.152
1910
  
2.163
1925
  
2.329
1939
  
2.546
1946
  
3.643
1950
  
3.710
1956
  
3.427
1961
  
3.338
1967
  
3.466
2011
  
9.176
2015
  
9.442
2020
  
9.710
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[2]; Statistische Berichte[11], Zensus 2011[8]
Ab 1970 einschließlich der im Zuge der Gebietsreform in Hessen eingegliederten Orte.

Historische Erwerbstätigkeit

• 1961 Erwerbspersonen: 185 Land- und Forstwirtschaft, 678 Produzierendes Gewerbe, 295 Handel und Verkehr, 253 Dienstleistungen und Sonstiges[2]

Historische Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[2]
• 1861: 18504 evangelisch-reformierte, ein evangelisch-lutherischer, zwei katholische, 157 jüdische Einwohner
• 1885: evangelisch-lutherische evangelische (= 88,49 %), 27 katholische (= 1,45 %), 187 jüdische (= 10,06 %) Einwohner
• 1961: evangelisch-lutherische evangelische (= 88,49 %), 197 katholische (= 13,10 %) Einwohner
• 1987: 5777 evangelische (= 79,34 %), 902 katholische (= 12,39 %), 602 sonstige (= 8,37 %) Einwohner[12]
• 2011: 5623 evangelische (= 61,28 %), 1165 katholische (= 12,71 %), 2368 sonstige (= 25,81 %) Einwohner[12]

Jüdische Gemeinde

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gudensberg hatte eine seit dem 17. Jahrhundert aufblühende jüdische Gemeinde (Kehillah), die 1871 insgesamt 194 Mitglieder zählte, und durch Bürger aus den umliegenden Dörfern, insbesondere Maden und Obervorschütz, noch erheblich verstärkt wurde.

Gudensberg war im ausgehenden 18. Jahrhundert von regionaler Bedeutung für die jüdischen Gemeinden: von 1788 bis 1797 fanden am Ort vier Judenlandtage statt, die jeweils drei bis fünf Wochen dauerten und zu welchen alle jüdischen Steuerzahler erscheinen mussten. Auch der letzte Judenlandtag in Hessen-Kassel fand 1807 in Gudensberg statt. Seit 1830 war Gudensberg Sitz des Kreisrabbinats für die Landkreise Fritzlar und Melsungen; der bekannteste Kreisrabbiner war Mordechai Wetzlar (1801–1878). An Gemeindeeinrichtungen bestanden eine Synagoge, eine Schule, ein rituelles Bad, und der Friedhof in Obervorschütz.

Die 1825 erstmals erwähnte jüdische Schule, an der auch Wetzlar unterrichtete, war wohl die älteste ihrer Art in Niederhessen. Sie wurde 1877 von 26 und 1882 von 48 Kindern besucht. Die Schule, im Haus neben der Synagoge, wurde am 1. Januar 1934 von den Nationalsozialisten geschlossen; zu diesem Zeitpunkt waren noch 14 Kinder eingeschult. Der letzte Lehrer war Hermann Stern.

Die große steinerne Gudensberger Synagoge, die etwa 280 Personen Platz bot, wurde 1840–1843 von dem Kasseler Architekten Abraham Rosengarten gebaut, der auch die großen Synagogen in Kassel, Hamburg, Wiesbaden und Wien erbaute. Die Synagoge wurde 1937 geschlossen, 1938 in Privatbesitz verkauft, und danach als Lagerhalle genutzt und allmählichem Verfall preisgegeben. 1985 wurde der Bau unter Denkmalschutz gestellt, 1991 von der Stadt gekauft, und 1995 nach gründlicher Sanierung als Kulturhaus eingeweiht.

Am 30. Januar 1933 lebten 124 Juden in der Stadt. Mindestens 60 in Gudensberg, Maden oder Obervorschütz geborene oder dort wohnhafte Juden wurden in Konzentrationslager deportiert und dort ermordet oder gelten seitdem als verschollen. Im Mai 1938, als die letzte jüdische Familie Gudensberg verließ, kam die Geschichte dieser einst blühenden Gemeinde zu Ende. Im März 2009 und in den Jahren danach, wurden an verschiedenen Stellen der Stadt „Stolpersteine“ verlegt, um an ehemalige Mitbürger jüdischen Glaubens zu erinnern.[13]

Stadtverordnetenversammlung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[14] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[15][16][17] Die SPD verlor erstmals ihre absolute Mehrheit. Die erstmals angetretene Freie Wählergemeinschaft Gudensberg wurde zweitstärkste Kraft.

Stadtverordnetenversammlung – Kommunalwahlen 2021
Stimmenanteil in %
Wahlbeteiligung 52,1 %
 %
70
60
50
40
30
20
10
0
36,6
(−23,4)
26,5
(n. k.)
16,6
(−11,6)
12,4
(+0,6)
7,9
(n. k.)
2016

2021

Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
e Bürgerliste Gudensberg
Sitzverteilung
     
Insgesamt 31 Sitze
Parteien und Wählergemeinschaften %
2021
Sitze
2021
%
2016
Sitze
2016
%
2011
Sitze
2011
%
2006
Sitze
2006
%
2001
Sitze
2001
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 36,6 11 60,0 18 56,8 18 58,4 18 61,8 19
FWG Freie Wählergemeinschaft Gudensberg 26,5 8
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 16,6 5 28,2 9 24,0 7 27,3 8 26,6 8
Grüne Bündnis 90/Die Grünen 12,4 4 11,8 4 14,7 5 8,5 3 6,5 2
BG Bürgerliste Gudensberg 7,9 3
FDP Freie Demokratische Partei 4,4 1 5,8 2 5,2 2
Gesamt 100,0 31 100,0 31 100,0 31 100,0 31 100,0 31
Wahlbeteiligung in % 52,1 49,2 51,6 50,8 59,8

Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Magistrats, dem in der Stadt Gudensberg neben dem Bürgermeister ehrenamtlich ein Erster Stadtrat und neun weitere Stadträte angehören.[18] Bürgermeisterin ist seit dem 25. Februar 2022 Sina Massow (geb. Best) (parteiunabhängig angetreten, Mitglied der SPD).[19] Sie wurde als Nachfolgerin von Frank Börner (SPD), der nach zwei Amtszeiten nicht wieder kandidiert hatte, am 21. November 2021 in einer Stichwahl bei 51,18 Prozent Wahlbeteiligung mit 58,79 Prozent der Stimmen gewählt.[20]

Amtszeiten der Bürgermeister[21][22]
  • 2022–2028 Sina Best (seit Dezember 2023: Sina Massow)[19]
  • 2009–2021 Frank Börner (SPD)
  • 1999–2009 Edgar Franke (SPD)
  • 1981–1999 Paul Dinges (SPD)
  • 1962–1981 Willi Hildebrand (SPD)
  • 1946–1962 Adam Umbach[23]
  • 1922–1946 Adam Brede[23]
  • 1896–1922 Carl Kleim

Für die Stadtteile Deute, Dissen, Dorla, Gleichen, Maden und Obervorschütz bestehen Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher, nach Maßgabe der §§ 81 und 82 HGO und des Kommunalwahlgesetzes in der jeweils gültigen Fassung. Die Ortsbezirke werden durch die Gemarkungsgrenzen der ehemaligen eingegliederten Gemeinden abgegrenzt. Jeder Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern, die im Rahmen der Kommunalwahlen gewählt werden. Der Ortsbeirat wählt eines seiner Mitglieder zum Ortsvorsteher bzw. zur Ortsvorsteherin.[6]

Städtepartnerschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Jelcz-Laskowice in Polen sowie mit Schtschyrez in der Ukraine pflegt Gudensberg partnerschaftliche Beziehungen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Wenigenburg
Ev. Stadtkirche St. Margarethen
Alter Markt

Oberhalb der Stadt auf dem Schlossberg gelegen, befindet sich die Burgruine Obernburg. Von dem 306 m hohen Berg hat man eine prächtige Aussicht in die Mader Heide, zum Mader Stein, zum Nenkel sowie zum Odenberg mit seinen beiden Ringwallanlagen. Die Schwesterburg Wenigenburg befindet sich unterhalb des Schlossberges auf einem kleineren Hügel. Auf einem Bergsattel unterhalb der Obernburg ist ein Turm als Teil der alten Stadtbefestigung erhalten geblieben.

Ehemaliges Hospital zum Heiligen Geist
Kapelle des einstigen Hospitals zum Heiligen Geist

Im Stadtkern finden sich diverse historische Gebäude, meist Fachwerkbauten, darunter das alte Amtshaus mit seinem Renaissanceportal, das Pfarrhaus aus dem Jahre 1642, der 1643 errichtete, durch einen Brand im Jahr 2015 weitgehend zerstörte Renthof, sowie als ältestes nicht-sakrales Gebäude der Stadt, das 1596 errichtete Ackerbürgerhaus. Das klassizistische ehemalige Rathaus stammt aus dem Jahre 1839.

Die evangelische Stadtkirche „St. Margarethen“ am Alten Markt ist ein gotischer Bau aus dem 13.–14. Jahrhundert mit An- und Umbauten aus dem 15.–16. Jahrhundert; der Chor der Kirche wurde 1271 geweiht. Am Schwimmbadweg, Ecke Fritzlarer Straße, befindet sich das einstige Hospital zum Heiligen Geist, 1365 für Aussätzige gegründet und bis ins 18. Jahrhundert mehrfach erweitert.[24] Unmittelbar westlich davon steht die noch immer als Gotteshaus genutzte ehemalige Hospitalskapelle. In der Hintergasse steht die 1840–1843 erbaute ehemalige Synagoge, die seit 1995 nach aufwändiger Renovierung als Kulturhaus genutzt wird; eine ständige Ausstellung dokumentiert die Geschichte der jüdischen Gemeinde von Gudensberg.

In der Altstadt befindet sich außerdem der „Alte Friedhof“ mit historischen Grabsteinen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Interessant ist ein Hufeisenabdruck auf einem Stein der Kirchhofsmauer: auf diesem Stein soll das Pferd Karls des Großen gestanden haben, als er bei der heutigen Wüstung Karlskirchen bei dem nahen Odenberg eine Schlacht geschlagen hatte.

Der Scharfenstein

Naturdenkmäler

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Markantes Wahrzeichen des Ortsteils Dissen ist eine Basaltkuppe, der Scharfenstein, der auf Grund seiner Beschaffenheit viele Kletterer anzieht. Andere schöne Berge nahe Gudensberg sind der Mader Stein am Rand der Mader Heide, der Odenberg, der Nenkel, der Nacken mit dem Kaiser-Wilhelm-I.-Denkmal und der Wartberg.

1899 fand man bei Bauarbeiten an der Kleinbahnstrecke Grifte–Gudensberg in unmittelbarer Nähe eine Bandkeramik-Grabstätte aus dem 10. Jahrhundert v. Chr.

In Dissen gibt es ein Steinkammergrab. Weniger markant, dafür aber sagenumwoben, ist der Glisborn, nördlich des Scharfensteins, vermutlich ein kultisches Heiligtum der Chatten, in dem Heilkräfte vermutet wurden. Im Gudensberger Stadtwald liegt das Lautariusgrab, ein Steinkammergrab aus der Jungsteinzeit.

Auf dem Friedhof des Stadtteils Dorla steht die mehr als 500 Jahre alte Kandelaber-Linde von Dorla, ein in Hessen einzigartiges Naturdenkmal, die allerdings im Jahre 2015 wegen Einsturzgefahr erheblich zurückgestutzt werden musste.

Zwischen Gudensberg und Maden steht der Wotanstein, ein Menhir, mit dem der Sage nach der Satan die Kapelle des Bonifatius in Fritzlar zertrümmern wollte, wobei ihm jedoch der Stein beim Werfen im Ärmel stecken blieb und deshalb hier landete.

An einer Wegkreuzung von Gudensberg nach Kassel nördlich von Gudensberg steht das Kasseler Kreuz, ein gotisches Steinkreuz aus dem 14. Jahrhundert. Es handelt sich dabei vermutlich um ein Sühnekreuz eines unbekannten Steinmetzes. Das 1,2 m hohe und 0,6 m breite Kreuz wurde aus unbekanntem Anlass gesetzt. 1642–1646 wurde es auf einem Stich von Gudensberg von Matthäus Merian in der Topographia Germaniae erstmals dargestellt.

Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gudensberg liegt an der A 49. Eine Expressbuslinie verbindet Gudensberg mit Kassel und Bad Wildungen (via Fritzlar).

Grifte-Gudensberger Kleinbahn

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ehemaliger Bahnhof Gudensberg (Aufnahme 2005)

Der Bau der Kleinbahn wurde 1898 begonnen. Die Grifte-Gudensberger Kleinbahn, zur Anbindung an die Hauptstrecke Frankfurt–Kassel, wurde am 15. Juli 1899 eröffnet und hatte bei einer Länge vom 7,72 km nur vier Bahnhöfe:

Der Personenverkehr wurde am 31. Dezember 1954 eingestellt. Danach nutzte ein Gudensberger Verpackungsmaschinenhersteller nur noch einmal wöchentlich die Strecke zur Auslieferung seiner Produkte. Die Gleise wurden um 1980 entfernt, der Bahndamm wird heute als Rad- und Fußweg genutzt.

Ansässige Unternehmen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Ort gibt es folgende größere Unternehmen:

  • Big Drum
  • GST Stanztechnik
  • Stanz- und Presswerk Lindner
  • DPD (Lager 0134)
  • KLAWA-Anlagenbau (Bodenschlammräumer)
  • Novus Deutschland GmbH
  • Rudolph Logistik

Im Ort gibt es fünf Kindergärten, zwei Grundschulen, eine Gesamtschule mit Schulsternwarte, eine Förderschule sowie eine Mediothek.

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Stadt

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Gudensberg verbunden

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Martin Zeiller: Gudensberg. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Hassiae et Regionum Vicinarum (= Topographia Germaniae. Band 7). 2. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1655, S. 80–81 (Volltext [Wikisource]).
  • Hugo Brunner: Geschichte der Stadt Gudensberg. Edmund Pillardy, Kassel, 1922.
  • Hugo Brunner: Geschichte der Stadt Gudensberg und des Landgerichts Maden. In: Mittheilungen an die Mitglieder des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde. Jahrgang 1897, Kassel, 1898, S. 89–131 ([1]).
  • Eduard Brauns: Wander- und Reiseführer durch Nordhessen und Waldeck. A. Bernecker Verlag, Melsungen 1971, S. 303.
  • Friedrich Dott: Gudensberg. Geschichte und Geschichten aus einer nordhessischen Kleinstadt. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen, 1986, ISBN 3-925277-04-8
  • Eckhart G. Franz: Chronik von Hessen. Chronik-Verlag, Dortmund 1991, ISBN 3-611-00192-9.
  • Hilde Zwingmann: Gudensberg, Gesichter einer Stadt. 3. Auflage. Olten KG, Druck und Verlag, Homberg (Efze), 2000.
Commons: Gudensberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Gudensberg – Reiseführer

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2023 (Landkreise, kreisfreie Städte und Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. a b c d e f Gudensberg, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 15. April 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 26. April 2023.
  3. Übersicht über den Bestand „Stadtarchiv Gudensberg“, Arcinsys. Abgerufen am 8. Februar 2015.
  4. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 01, S. 5, Punkt 8; Abs. 59. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 392 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  6. a b Hauptsatzung. (PDF; 129 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Fritzlar, abgerufen im Juli 2023.
  7. Bevölkerung nach fünf Altersklassen: Gudensberg. In: Zensus 2011. Statistisches Bundesamt, abgerufen im Januar 2024.
  8. a b Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit (Gruppen): Gudensberg. In: Zensus 2011. Statistisches Bundesamt, abgerufen im Januar 2024.
  9. Haushalte nach Familien: Gudensberg. In: Zensus 2011. Statistisches Bundesamt, abgerufen im Januar 2024.
  10. Haushalte nach Seniorenstatus: Gudensberg. In: Zensus 2011. Statistisches Bundesamt, abgerufen im Januar 2024.
  11. Die Bevölkerung der hessischen Gemeinden ab 2009. Statistische Ämter des Bundes und der Länder, abgerufen im Juni 2023.
  12. a b Ausgewählte Strukturdaten über die Bevölkerung am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 92, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. April 2022;.
  13. SEKnews: Stolpersteine sollen Erinnerung wachhalten
  14. Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
  15. Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2016.
  16. Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2011.
  17. Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2006.
  18. Gudensberg: Magistrat
  19. a b Stadt Gudensberg, 2. Februar 2022: „Ein Traum in Erfüllung gegangen“ – Sina Best wird neue Bürgermeisterin in Gudensberg (Memento vom 25. Februar 2022 im Internet Archive) - Besonderer Einsatz für die Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Gudensberg – Spalier stehen zur Hochzeit: „Unsere Bürgermeisterin Sina Massow hat nach ihrer standesamtlichen Hochzeit im Dezember nun auch kirchlich geheiratet.“
  20. Votemanager: Bürgermeisterstichwahl Stadt Gudensberg 2021
  21. Hessisches Statistisches Landesamt: Direktwahlen in Gudensberg (Memento vom 8. März 2022 im Internet Archive); Hinweis: Einzelergebnisse sind nicht archiviert
  22. Wahltermine Stadt Gudensberg, seit 1999
  23. a b Hilde Zwingmann (Magistrat der Stadt Gudensberg) 1990, 3. Auflage 2000: Gudensberg: Gesichter einer Stadt: „Nachdem Bürgermeister Carl Kleim 1922 sein Amt niedergelegt hatte, wurde der Stadtverordnetenvorsteher und Sparkasssenrendant Adam Brede einstimmig zum neuen Bürgermeister gewählt.“ (Seite 108 der Datei) … „am 31. März 1945 beschossen die Amerikaner die Stadt … Am nächsten Tag besetzten die Amerikaner die Stadt. Bürgermeister Brede hatte sie ihnen kampflos übergeben. … Am 1. April 1946 trat der erste demokratisch gewählte Bürgermeister nach dem II. Weltkrieg, Adam Umbach, sein Amt an.“ (Seite 118 der Datei)
  24. Bettina Toson: Mittelalterliche Hospitäler in Hessen zwischen Schwalm, Eder und Fulda. Hessische Historische Kommission Darmstadt und Historische Kommission für Hessen, Darmstadt und Marburg 2012, ISBN 978-3-88443-319-5, S. 37–55.