Claude Viseux
Claude Viseux (* 1927 in Champagne-sur-Oise; † 2008 in Anglet) war ein französischer Maler, Bildhauer und Grafiker. Er entwarf auch Bühnenbilder für Salomé von Richard Strauss, Choreografie von Jo Lazzini, Compagnie du ballet-théâtre contemporain, Amiens, 1968 und Score von Steve Lacy, Choreografie von Jacques Garnier, Compagnie le Théâtre du Silence, Théâtre de la Ville, Paris, 1979.[1]
Leben
Claude Viseux wurde als Sohn von Gabriel Viseux und Yvonne Cavan geboren, die beide bei der französischen Eisenbahn (SNCF) arbeiteten. Während des Zweiten Weltkriegs verbrachte er einige Zeit im Département Ariège, um dem Arbeitsdienst zu entgehen, und machte anschließend sein Abitur am Lycée de Pontoise.[1]
1946 wohnte Claude Viseux im Maison des provinces de France in der Cité internationale universitaire de Paris bei dem Architekten Michel Dépruneaux, mit dem er dauerhaft befreundet bleiben sollte, und schrieb sich als Gasthörer an der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris ein, um in den Ateliers von Georges Gromort und Louis Arretche Architektur zu studieren. Ab 1947, so erinnert er sich, schuf er sich „eine Umgebung aus gefundenen Objekten“ und gewöhnte sich daran, „Erinnerungen zu sammeln: riesige Bombensplitter, verkalkte Steine, Totholz, Abdrücke und Abziehbilder von Mauern oder getrocknetem Gras, ...“,[2] ein heterogenes und nicht klassifizierbares Ensemble, das er als „einen Schatz nicht entzifferbarer Dinge, die sein Absolutes sind“ bezeichnete. Die Hilfe, die er brauchte, fand er „eher in populärwissenschaftlichen und biologischen Zeitschriften, beim Klempner, der mir das Löten beibrachte, beim Drogisten, der mir die alchemistischen Farbmischungen zeigte, bei den Zigeunern, die mit Schrott arbeiteten, als in Museen oder Kunstkatalogen“.[3]
1949 heiratete Claude Viseux Micheline Bottieau, mit der er zwei Kinder hatte. 1950 beschloss Viseux, die Architektur aufzugeben und sich ganz der Malerei zu widmen. In den 1950er Jahren machte er sich einen Namen mit gestischen Maltechniken und der Verwendung ungewöhnlicher Materialien wie gespannten Gummibändern, die Farbe auf die Leinwand schleuderten. Seine erste Einzelausstellung fand 1952 in der Galerie Vibaud in Paris statt.
Ab 1959 wandte Claude Viseux sich der Bildhauerei zu. In dieser Zeit begann er, Materialien wie Bronze und Wachs zu verwenden, um gefundene Objekte, insbesondere Strandgut, zu bearbeiten. Später arbeitete er vor allem mit Edelstahl und industriellen Materialien, aus denen er Skulpturen schuf, die mechanische und biologische Formen miteinander verbanden. Sein Werk ist vom Surrealismus beeinflusst, und er stand in enger Verbindung zu Künstlern wie Max Ernst und Man Ray.
In den 1960er Jahren entwickelte Claude Viseux seine „Structures actives“, Skulpturen aus Edelstahl, die er aus industriellen Elementen zusammensetzte. Viseux’ Interesse an industriellen Prozessen spiegelte sich in seiner Kunst wider, indem er Schrott, Maschinenteile und Industrieabfälle verwendete, um neue künstlerische Ausdrucksformen zu schaffen. Seine Werke wurden in zahlreichen öffentlichen Räumen und auf bedeutenden Ausstellungen wie der Biennale von Venedig gezeigt.
Von 1975 bis 1992 war Claude Viseux Professor und Leiter des Bildhauerateliers an der École nationale supérieure des beaux-arts in Paris. Zwischen 1981 und 1990 unternahm Viseux mehrere Reisen nach Indien, deren Einflüsse in seinem Werk deutlich zu erkennen sind. Seine farbenfrohen Kompositionen aus dieser Zeit sind von der indischen Kultur, ihren Riten und Traditionen inspiriert.
Claude Viseux zog sich 1992 nach Hossegor und später nach Anglet zurück, wo er bis zu seinem Tod 2008 künstlerisch tätig war. Seine Asche wurde auf seinen Wunsch hin im Ozean verstreut.
Literatur (Auswahl)
- Choix de quelques-unes des oeuvres de Max Ernst, Joaquim Ferrer, Claude Georges, Matta, Henri Michaux, Louis Pons, Sima, Dorothea Tanning, Viseux. Ausstellungskatalog: Galerie Le Point Cardinal, Paris, 1968.
- Claude Viseux - sculptures, dessins, lithographies. Ausstellungskatalog: Musée Municipal des Ursulines, Mâcon 1974.
- Claude Viseux. Ausstellungskatalog: Musée d'art moderne de la ville de Paris, 1977.
- Claude Viseux : oeuvres sur papier, 1952-1989 et sculptures. Ausstellungskatalog: Fontenoy, 1989.
- Claude Viseux. Ausstellungskatalog: Association culturelle de l'abbaye de Beaulieu, 1991.
- Claude Georges, Claude Viseux. Ausstellungskatalog: Musée Ingres, Montauban, 2000.
- Emmanuel Bénézit: Dictionary of artists. Band 14: Valverde – Zyw. Paris, 2006.
- Claude Viseux 1927-2008 : la réalité transformée. Ausstellungskatalog: Musée d'Art et d'Histoire Louis Senlecq, L'Isle-Adam, 2016.
Weblinks
- RKD Research
- Le Delarge. Dictionnaire des arts plastiques modernes et contemporains
- Union List of Artist Names Online
- Deutsche Biographie
- Galerie MC
Einzelnachweise
- ↑ a b Claude Viseux, notes de biographie, Galerie Champetier. Abgerufen am 20. September 2024.
- ↑ Claude Viseux: Récit autobiographique. Hrsg.: Association Atelier Claude Viseux/Somogy. Éditions d'art, 2008.
- ↑ Claude Viseux: Évolution de ma sculpture. In: Leonardo. Band. 2, Nr. 4,, Oktober 1969.