Kinder wachsen heutzutage ganz selbstverständlich mit digitalen Medien auf. Ihre Nutzung ist für sie eine Kulturtechnik, denn digitale Medien sind Instrumente, mit denen sie die Welt erkunden.
Es gibt Spiel- und Lernprogramme, extra zugeschnitten auf Kinder im Vorschulalter zwischen drei und sieben Jahren. Über besonders geeignete Kinder-Software informieren unabhängige Institutionen. Preise und Auszeichnungen für gute Kinderspiele bieten eine erste Orientierung. Noch wichtiger ist aber, dass Eltern auf Grundlage eigener Erfahrungen und geeigneter Informationen Medienkompetenz erwerben, an den Nachwuchs weitergeben und auf dieser Grundlage entscheiden, was sie Ihren Kindern zutrauen.
Sind Kinder mit drei Jahren zu jung für digitale Spiele?
Während das kindliche Gehirn in den ersten Lebensjahren alle Eindrücke verarbeitet, ist es doppelt so aktiv wie das eines Erwachsenen und kann die Hälfte des täglichen Kalorienbedarfs beanspruchen. Kinder begreifen ihre Umgebung im wörtlichen Sinn, haptische Eindrücke wie Berührungen sind wichtig. Mindestens in den ersten drei Jahren sind Bildschirmmedien daher wenig sinnvoll. Je nach Entwicklungstand kann der stark begrenzte und eng begleitete Umgang mit digitalen Geräten danach aber förderlich sein. Denn der Umgang mit Computern macht einen bedeutenden Teil unserer Welt aus. Ein Aufwachsen fernab von Technik und Medien ist daher kaum möglich und auch nicht sinnvoll. Digitale Medien können und dürfen den Spielplatz und das Toben im Wald nicht ersetzen. Sie können aber eine hilfreiche Ergänzung sein.
Was zeichnet gute Spiele für Kinder im Vorschulalter aus?
Woran erkennt man gute Spiele? Daran, dass sie den Spaß als eine Art Treibstoff fürs Gehirn nutzen. Wenn man spielend motiviert wird, bedarf es keiner weiteren Belohnung. Spiele für Kinder im Vorschulalter sind gut, wenn sie unterhaltend sind, ohne zu frustrieren. Wenn sie eine glaubwürdige Welt zeigen, mit starken Protagonisten. Wenn sie altersgerechte Spielerlebnisse bieten und dem Wunsch zu lernen und zu entdecken nicht im Weg stehen. Wenn bei dem Spielerlebnis nicht nur das reine Lernen, sondern auch der Spaß im Vordergrund steht.
Darüber hinaus können Spiele Fähigkeiten vermitteln, die Kinder benötigen, um sich in unserer zunehmend vernetzten Welt zurechtzufinden. Dazu gehören kreatives Denken und Strategien zur Problemlösung, Entscheidungsfähigkeit ebenso wie Kooperation, Toleranz, Selbstbewusstsein, Selbstständigkeit und Organisationsfähigkeit.
Aus Ihrer Perspektive als Vater, Mutter oder Erzieherin und Erzieher, sollte der Lerninhalt des Spiels dabei klar zu Ihrer pädagogischen Einstellung passen.
Müssen Sie immer dabei sein, wenn Ihr Kind spielt?
Mit etwa vier Jahren beginnen Kinder, zwischen Schein und Realität zu unterscheiden. Entsprechend emotional reagieren sie auf virtuelle Inhalte. So erleben jüngere Kinder Computerspielfiguren wie Stofftiere und Trickfilmcharaktere als lebendige Wesen, die Schmerz und Leid empfinden. Was also Ihnen unter Umständen völlig harmlos vorkommen mag, könnte Ihr Kind dennoch verstören. Widerfährt den Protagonisten einer Geschichte eine Ungerechtigkeit oder begegnen ihnen Gefahren, dürfen Kinder damit nicht alleine gelassen werden – egal um welches Medium es sich handelt. Deswegen gilt gerade im Vorschulalter, Kinder beim digitalen Spielen stets zu begleiten, zu unterstützen, und regelmäßig über das Erlebte und Gelernte zu reden. Fragen Sie: „Was hat dir gut, was hat dir weniger gut gefallen?“, „Was hast du gesehen?“, „Was hast du verstanden?“, „Was hast du gefühlt?“.
Sprechen Sie mit Ihrem Kind über seine Spieleindrücke und reagieren Sie entsprechend darauf, wenn es sich ängstigt oder überfordert wirkt. Vielleicht können Sie hierbei auf Ihre Erfahrungen beim Vorlesen aus Büchern oder dem gemeinsamen Fernsehen zurückgreifen.
Müssen Sie mehr über Spiele wissen als Ihre Kinder?
Bleiben Sie auch in der digitalen Welt erster Ansprechpartner für Ihr Kind. Testen Sie vorab die Spiele, die Sie mit Ihren Kindern spielen möchten. Nur so sehen Sie, worum es in dem Spiel geht, ob es Spaß macht, ob die Bedienung und Steuerung kindgerecht ist beziehungsweise ob es Ihnen überhaupt geeignet erscheint. Durch die eigenen Spielerfahrungen können Sie gezielt Hilfestellung geben und lernen, Risiken besser einzuschätzen. Einordnende Gespräche über beim Spielen Erlebtes fallen leichter, wenn Sie eigene Erfahrungen im Spiel als Grundlage nehmen können. So signalisieren Sie Ihrem Kind, dass Sie seine Interessen ernst nehmen. Machen Sie das Spiel an Computer oder Tablet zu einem gemeinsamen Erlebnis.
Digitales Spielen in Kita, Vorschule und Hort
Auch in Kitas, Vorschulen und dem Schul-Hort kommen Ihre Kinder vermehrt mit digitalen Medien und Spielen in Berührung. Erzieherinnen und Erzieher und Kinder erstellen auf Tablets gemeinsam kleine Filme oder Collagen aus selbstgemalten Bildern und digitalen Fotos oder betrachten die Welt wie kleine Naturwissenschaftler durchs USB-Mikroskop. Noch handelt es sich vielerorts um pädagogische Pilotprojekte, die abhängig sind von der Ausrichtung der Einrichtung, vom Engagement der Eltern und Pädagoginnen/Pädagogen – und natürlich auch vom Budget. Auch eine übergreifende „digitale Didaktik“ existiert noch nicht. Aber scheuen Sie sich nicht, das Thema beim nächsten Elternabend einmal anzusprechen und fragen Sie, ob und wie digitale Spiele im pädagogischen Konzept der Einrichtung vorkommen. Es existieren inzwischen viele Möglichkeiten, Fortbildungen und Informationsveranstaltungen für Eltern und Erzieherinnen/Erzieher zu organisieren. Unter folgendem Link finden Sie verschiedene Anlaufstellen, um sich eingehender zu informieren: stiftung-digitale-spielekultur.de.
Was kann Spiele zu guten Lernmedien machen?
Digitale Spiele können Wissen vermitteln und sich dabei den individuellen Bedürfnissen von Kindern anpassen, etwa, wenn diese anders oder langsamer lernen. Bereits reine Unterhaltungsspiele können das Gefühl von Selbstwirksamkeit und Konfliktbewältigung erlebbar machen. Sie sind Räume, in denen Kinder Gelerntes ausprobieren können. Gute Kinderspiele sind unendlich geduldig und bieten unmittelbares Feedback. Bestimmte Lernspiele nutzen dabei erprobte Strategien zur Wissensvermittlung. Spannung und liebenswerte Figuren, in die Kinder sich hineinversetzen, erklären Sachverhalte und moralische Grundsätze und können darin durchaus Bilderbüchern ähnlich sein. Sie können vertiefen, was Kinder bereits woanders erfahren haben – egal ob der Besuch im Herbstwald nachgespielt, der Unterschied zwischen “Links” und “Rechts” oder das Zählen bis zehn geübt wird. Darüber hinaus wird spielerisch ein erstes technologisches Verständnis vermittelt. Wichtig sind auf jeden Fall das gemeinsame Spiel mit anderen Kindern und die Einbeziehung der realen Welt.