100 Jahre Deutsche Eisenbahnen
100 Jahre Deutsche Eisenbahnen waren der Titel einer Nürnberger Jubiläumsausstellung und eines dieses Ereignis begleitenden Festprogramms 1935.
Rahmen
BearbeitenZeitlicher Bezugspunkt war die Eröffnung der ersten Bahnstrecke in Deutschland am 7. Dezember 1835. Die Ludwigseisenbahn führte von Nürnberg nach Fürth, worauf sich die Jubiläumsveranstaltung ebenfalls bezog, die überwiegend in Nürnberg stattfand.
Ausstellung
BearbeitenFahrzeugausstellung
BearbeitenDie Ausstellung wurde am 14. Juli 1935 durch den Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn, Julius Dorpmüller, in Anwesenheit des Reichsverkehrsminister Paul von Eltz-Rübenach und des Gauleiters von Mittelfranken, Julius Streicher, eröffnet.[1] Sie fand im damals neuen Güterbahnhof Nürnberg Süd und im Verkehrsmuseum Nürnberg statt. Dessen Sammlung wurde für das Jubiläum neu präsentiert.[2] Die Reichsbahn bewarb die Ausstellungshallen mit: „In der neuesten Umladehalle Deutschlands, nahe dem Parteitaggelände“.[3] Die Hallen wiesen etwa 1000 m überdachte Gleisen auf. Die Hälfte der Gleise wurde abgedeckt, so dass die Besucher die Fahrzeuge gut von beiden Seiten besichtigen konnten. In einem Anbau wurden weitere Ausstellungsräume geschaffen, die Modelle und kleinere Ausstellungsstücke aufnahmen und in denen statistische Informationen präsentiert wurden.[4] Neben den Umladehallen fand die Ausstellung auch auf einem südlich und westlich davon angelegten Freigelände statt. Dort befand sich auch eine Ausstellung zum Eisenbahn-Oberbau.
Gezeigt wurden historische und moderne Fahrzeuge,[5] im Freigelände etwa die neuesten Schnellzuglokomotiven. Weiter zu sehen waren unter anderem[6]:
- der „Fliegende Hamburger“,
- die Fahrzeuge des Rheingold-Zuges,
- der Henschel-Wegmann-Zug,
- der Gläserne Zug,
- ein elektrischer Triebwagen der DR-Baureihe ET 11,
- ein Dieseltriebwagen 2. und 3. Klasse der Bauart Leipzig,
- Spezialfahrzeuge
- Güterwagen,
- aber auch Straßenfahrzeuge, insbesondere Omnibusse für den Reichsbahn-Kraftverkehr.
Beiprogramm
BearbeitenAn einem besonderen Bahnsteig hielt für Publikumsmitfahrten der für die Ausstellung gefertigte, fahrfähige Nachbau des Adlers, der ersten Lokomotive, die in Deutschland gefahren war. Die Lokomotive zog ebenfalls nachgebaute Personenwagen und verkehrte auf einem eigens dafür errichteten Rundkurs um das Ausstellungsgelände. Fahrkarten dafür kosteten 10 und 15 Reichspfennig.[3]
Weiter gab es noch eine Ausstellung „Kunst und Eisenbahn“ in der Norishalle.[2]
Der anlässlich des Jubiläums hergestellte Film Das Stahltier wurde nicht gezeigt, sondern sofort nach Fertigstellung verboten. Reichsbahn und Propagandaminister Joseph Goebbels fanden ihn zu wenig nationalsozialistisch.[8]
Abschluss
BearbeitenDie Ausstellung hätte schon im September schließen sollen, wurde aber bis zum 13. Oktober 1935 verlängert.[9] Sie hatte eine halbe Million Besucher.[2]
Zum Abschluss der Ausstellung fand am 13. Oktober ein großer Festzug in Nürnberg statt, an dem 10.000 Eisenbahner in historischen Uniformen teilnahmen.[10]
Nach Schluss der Ausstellung standen die Fahrzeuge noch bis zur großen Fahrzeugparade im Dezember in der Umladehalle. Die Fahrzeugparade fand am 8. Dezember 1935, also exakt einen Tag nach dem hundertjährigen Jubiläum der ersten deutschen Eisenbahnfahrt statt. Westlich der Katzwanger Straße nahm Adolf Hitler zusammen mit Julius Dorpmüller und geladener Prominenz aus dem In- und Ausland die Fahrzeugparade ab, womit das Jubiläumsprogramm beendet war.[6][11]
Quellen
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Deutsche Reichsbahn: Die Reichsbahn – Sonderausgabe zum 14. Juli 1935.
- Die Deutsche Reichsbahn im Jahre 1935: 100 Jahre Deutsche Eisenbahnen. Elsner Verlagsgesellschaft, Berlin 1935.
- Werner Haustein und Berthold Stumpf: Hundert Jahre deutsche Eisenbahner. Die Geschichte eines Berufsstandes. Konkordia, Leipzig 1935.
- Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahn: Hundert Jahre deutsche Eisenbahnen. Jubiläumsschrift zum hundertjährigen Bestehen der deutschen Eisenbahnen. Verkehrswissenschaftliche Lehrmittelgesellschaft Berlin, 1. Auflage 1935.[Anm. 1]
- 100 Jahre deutsche Eisenbahnen, 83 Jahre Schwartzkopff. Berliner Maschinenbau AG. Berlin 1935.
- Reichsbahndirektion Nürnberg: 100 Jahre Deutsche Eisenbahnen. Reichsbahn-Ausstellung Nürnberg. 14. Juli bis Anfang September 1935. Offizielles Veranstaltungsprogramm mit Plan des Freigeländes und den Ausstellungsthemen. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 27. Mai 2022; abgerufen am 25. Juli 2020.
- Reichsbahndirektion Nürnberg: Reichsbahn-Ausstellung, Nürnberg, 14. Juli bis 10. Okt. 1935: 100 Jahre deutsche Eisenbahnen. Nürnberg 1935.
- Reichsbahn-Werbeamt: 100 Jahre deutsche Eisenbahnen. 1835–1935. Berlin 1935. 40-seitige Broschüre in DIN A4 mit Vorworten von Julius Dorpmüller und seinem Stellvertreter Wilhelm Kleinmann, illustriert von Hans Baluschek
Film
Bearbeiten- Reichsbahn-Filmstelle: Die Jahrhundertfeier der Deutschen Eisenbahnen; abgerufen am 25. Juli 2020 (Dieses Video wurde entfernt, weil es gegen die YouTube-Richtlinien zu Hassreden („Hate Speech“) verstößt).
Weblinks
Bearbeiten- Wolf Hergert: Die Güterumschlaghallen am Nürnberger Südbahnhof; abgerufen am 25. Juli 2020.
- Thomas Noßke: 100 Jahre Deutsche Eisenbahnen. Fahrzeug-Parade. Nürnberg 8. Dezember 1935. Liste der Fahrzeuge, die an der Parade teilnahmen. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 27. Mai 2022; abgerufen am 25. Juli 2020.
- Thomas Noßke: 100 Jahre Deutsche Eisenbahnen. Das Jubiläum im Jahre 1935. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 25. Juli 2020; abgerufen am 25. Juli 2020.
- Thomas Noßke: Liste der ausgestellten Fahrzeuge. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 25. Juli 2020; abgerufen am 25. Juli 2020.
Anmerkungen
Bearbeiten- ↑ Die Auflage betrug 40.000 Exemplare und war Ende 1935 ausverkauft. Daraufhin wurde eine 2. Auflage geplant. Der Abgabepreis an Bedienstete der Deutschen Reichsbahn betrug 5 RM, im Buchhandel 16 RM (Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (Hg.): Amtsblatt der Reichsbahndirektion Mainz vom 4. Januar 1936, Nr. 1. Bekanntmachung Nr. 2, S. 1; ebd. vom 15. Februar 1936, Nr. 7. Bekanntmachung Nr. 72, S. 34). Die Herstellung der 2. Auflage verzögerte sich erheblich (vgl. etwa: Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (Hg.): Amtsblatt der Reichsbahndirektion Mainz vom 9. April 1938, Nr. 18. Bekanntmachung Nr. 244, S. 102). Ende 1938 und Anfang 1939 wurde sie dann ausgeliefert (Deutsche Reichsbahn (Hg.): Amtsblatt der Reichsbahndirektion Mainz vom 17. Dezember 1938, Nr. 59. Bekanntmachung Nr. 777, S. 373; ebd. vom 11. März 1939, Nr. 11. Bekanntmachung Nr. 151 und 152, S. 66; ebd. vom 13. Mai 1939, Nr. 25. Bekanntmachung Nr. 301, S. 146).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Hergert; Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (Hg.): Amtsblatt der Reichsbahndirektion Mainz vom 29. Juni 1935, Nr. 27. Bekanntmachung Nr. 292, S. 114.
- ↑ a b c Hergert
- ↑ a b Reichsbahndirektion Nürnberg: 100 Jahre.
- ↑ Thomas Noßke: 100 Jahre Deutsche Eisenbahnen. Das Jubiläum im Jahre 1935. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 25. Juli 2020; abgerufen am 25. Juli 2020.
- ↑ Thomas Noßke: Liste der ausgestellten Fahrzeuge. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 25. Juli 2020; abgerufen am 25. Juli 2020.
- ↑ a b Reichsbahn-Filmstelle: Die Jahrhundertfeier
- ↑ Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (Hg.): Amtsblatt der Reichsbahndirektion Mainz vom 1. Juni 1935, Nr. 23, S. 97.
- ↑ Eberhard Urban: Die Eisenbahn als Filmstar. transpress, Stuttgart 2015. ISBN 978-3-613-71511-0 (im Buch unzutreffend: 978-3-613-7171511-0), S. 24.
- ↑ Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (Hg.): Amtsblatt der Reichsbahndirektion Mainz vom 14. September 1935, Nr. 41. Bekanntmachung Nr. 427, S. 177, nennt zwar den 10. Oktober 1935, das widerspricht aber den anderen Quellen.
- ↑ Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (Hg.): Amtsblatt der Reichsbahndirektion Mainz vom 14. September 1935, Nr. 41. Bekanntmachung Nr. 427, S. 177.
- ↑ Thomas Noßke: 100 Jahre Deutsche Eisenbahnen. Fahrzeug-Parade. Nürnberg 8. Dezember 1935. Liste der Fahrzeuge, die an der Parade teilnahmen. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 27. Mai 2022; abgerufen am 25. Juli 2020.