Wanderungsbilanz

Messgröße der Demografie

Der Begriff Wanderungsbilanz oder Wanderungssaldo, auch Migrationssaldo oder Außenwanderungssaldo[1], ist eine der Messgrößen der Demografie und bezeichnet die Differenz zwischen Zu- und Abwanderung in einem festgelegten Zeitraum und einem bestimmten Gebiet von außen bzw. nach außen.

Wanderungsbilanz der Landkreise und kreisfreien Städte Deutschlands von 2020 auf 2021
  • über +1,5 %
  • über +1,0 %
  • über +0,5 %
  • über +0,1 %
  • über -0,1 %
  • über -0,5 %
  • über -1,0 %
  • über -1,5 %
  • kleiner gleich -1,5 %
  • Der Bezugsraum ist dabei variabel und kann beispielsweise Gemeinden, Bundesländer oder Staaten umfassen.

    Aus der Kombination der Geburtenbilanz und der Wanderungsbilanz, die z. B. im Rahmen einer Volkszählung erhoben wird, kann eine Aussage zur Bevölkerungsentwicklung getroffen werden.

    Beide Bilanzen können sich im Laufe der Zeit verändern. Auch regionale Unterschiede sind möglich. In Mitteleuropa ist seit Beginn des 20. Jahrhunderts die Sterberate auf Grund der verbesserten medizinischen Versorgung stark gesunken, die mittlere Lebenserwartung beträchtlich gestiegen. Kinderreiche Familien sind selten geworden. Diese Entwicklung verlief in allen Industriestaaten in ähnlicher Weise.

    Variationen untereinander und Kombinationen miteinander sind dabei grundsätzlich möglich, je nachdem welcher Raum untersucht wird. Ein Unterpunkt ist der sogenannte Binnenwanderungssaldo, der die Migrationsbewegungen innerhalb des betrachteten Raumes bezeichnet.

    Beispiel Deutschland

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    Wanderungsbilanz in Deutschland (seit 1991)
    • Auf Ebene der Bundesrepublik Deutschland lag der Wanderungssaldo im Jahr 2013 bei ca. 428.000 Menschen.[2] Das heißt, dass im Jahre 2013 diese Anzahl an Menschen unter dem Strich mehr hinzugezogen ist, als Menschen im selben Zeitraum abgewandert sind. Genaue Zahlen können der folgenden Grafik entnommen werden. Im Jahr 2008 war die Wanderungsbilanz Deutschlands erstmals negativ, 2008 sind also mehr Personen aus Deutschland ausgewandert als eingewandert.[2] Im Jahr 2009 war die Bilanz erneut negativ.[2]
    • Das Statistische Bundesamt ging 2006 infolge der 2011 bevorstehenden Freizügigkeit auf dem Arbeitsmarkt für Arbeitnehmer aus den neu zur Europäischen Union hinzugetretenen Staaten von einem jährlichen Wanderungssaldo zwischen 100.000 und 200.000 Menschen aus. Die nach Deutschland zuziehenden ausländischen Personen sind im Durchschnitt jünger als die fortziehenden. Daraus ergibt sich für die in Deutschland verbleibende Bevölkerung ein „Verjüngungseffekt“.[3]
    • Bedingt durch die Wiedervereinigung und die daraus folgenden Entwicklungen haben die neuen Bundesländer fast durchweg einen negativen Wanderungssaldo zugunsten einiger Regionen der alten Bundesländer. Doch auch allgemein wirtschaftlich schwache Gebiete haben mit diesen Problemen zu kämpfen (siehe hierzu: Abschnitt Deutschland im Artikel Binnenwanderung).
    Jahr Zuzüge insgesamt Zuzüge Ausländer Zuzüge Deutsche Fortzüge insgesamt Fortzüge Ausländer Fortzüge Deutsche Wanderungssaldo insgesamt Wanderungssaldo Deutsche Wanderungssaldo Ausländer
    1991 1.198.978 925.345 273.633 596.455 497.540 98.915 602.523 174.718 427.805
    1992 1.502.198 1.211.348 290.850 720.127 614.956 105.171 782.071 185.679 596.392
    1993 1.277.408 989.847 287.561 815.312 710.659 104.653 462.096 182.908 279.188
    1994 1.082.553 777.516 305.037 767.555 629.275 138.280 314.998 166.757 148.241
    1995 1.096.048 792.701 303.347 698.113 567.441 130.672 397.935 172.675 225.260
    1996 959.691 707.954 251.737 677.494 559.064 118.430 282.197 133.307 148.890
    1997 840.633 615.298 225.335 746.969 637.066 109.903 93.664 115.432 −21.768
    1998 802.456 605.500 196.956 755.358 638.955 116.403 47.098 80.553 −33.455
    1999 874.023 673.873 200.150 672.048 555.638 116.410 201.975 83.740 118.235
    2000 841.158 649.249 191.909 674.038 562.794 111.244 167.120 80.665 86.455
    2001 879.217 685.259 193.958 606.494 496.987 109.507 272.723 84.451 188.272
    2002 842.543 658.341 184.202 623.255 505.572 117.683 219.288 66.519 152.769
    2003 768.975 601.759 167.216 626.330 499.063 127.267 142.645 39.949 102.696
    2004 780.175 602.182 177.993 697.632 546.965 150.667 82.543 27.326 55.217
    2005 707.352 579.301 128.051 628.399 483.584 144.815 78.953 −16.764 95.717
    2006 661.855 558.467 103.388 639.064 483.774 155.290 22.791 −51.902 74.693
    2007 680.766 574.752 106.014 636.854 475.749 161.105 43.912 −55.091 99.003
    2008 682.146 573.815 108.331 737.889 563.130 174.759 −55.743 −66.428 10.685
    2009 721.014 606.314 114.700 733.796 578.808 154.988 −12.782 −40.288 27.506
    2010 798.282 683.530 114.752 670.605 529.605 141.000 127.677 −26.248 153.925
    2011 958.299 841.695 116.604 678.969 538.837 140.132 279.330 −23.528 302.858
    2012 1.080.936 965.908 115.028 711.991 578.759 133.232 368.945 −18.204 387.149
    2013 1.226.493 1.108.068 118.425 797.886 657.604 140.282 428.607 −21.857 450.464
    2014 1.464.724 1.342.529 122.195 914.241 765.605 148.636 550.483 −26.441 576.924
    2015 2.136.954 2.016.241 120.713 997.551 859.278 138.273 1.139.403 −17.560 1.156.963
    Mittelwert (1991–2015) 994.595 813.872 180.723 712.977 581.468 131.509 281.618 49.215 232.403
    Summe (1991–2015) 24.864.877 20.346.792 4.518.085 17.824.425 14.536.708 3.287.717 7.040.452 1.230.368 5.810.084

    Zahlen in der Tabelle stammen aus dem Migrationsbericht des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge im Auftrag der Bundesregierung (Migrationsbericht 2015).[4]

    Die folgenden Zahlen für 2016 und 2017 stammen aus dem Migrationsbericht 2016–2017. Die Ergebnisse der Berichtsjahre 2016 und 2017 sind aufgrund methodischer Änderungen und technischer Weiterentwicklungen nur bedingt mit den Vorjahreswerten vergleichbar. Für 2016 ist zudem die Genauigkeit der Ergebnisse aufgrund von Unstimmigkeiten in Zusammenhang mit der melderechtlichen Behandlung von Schutzsuchenden eingeschränkt.[5]

    In den Jahren 2020 bis 2022 konnte es durch die Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie zur zeitlich verzögerten Erfassung von Wanderungsfällen in den Statistiken kommen.[6]

    Jahr Zuzüge insgesamt Zuzüge Ausländer Zuzüge Deutsche Fortzüge insgesamt Fortzüge Ausländer Fortzüge Deutsche Wanderungssaldo insgesamt Wanderungssaldo Deutsche Wanderungssaldo Ausländer
    2016[7] 1.865.122 1.719.075 146.047 1.365.178 1.083.767 281.411 499.944 −135.364 635.308
    2017[7] 1.550.721 1.384.018 166.703 1.134.641 885.460 249.181 416.080 −82.478 498.558
    2018[7] 1.585.112 1.383.581 201.531 1.185.432 923.581 261.851 399.680 −60.320 460.000
    2019[7] 1.558.612 1.345.943 212.669 1.231.552 961.258 270.294 327.060 −57.625 384.685
    2020[7] 1.186.702 994.819 191.883 966.451 746.212 220.239 220.251 −28.356 248.607
    2021[7] 1.323.466 1.139.816 183.650 994.303 746.474 247.829 329.163 −64.179 393.342
    2022[6] 2.665.772 2.481.019 184.753 1.203.683 935.516 268.167 1.462.089 −83.414 1.545.503
    2023[6] 1.932.509 1.741.153 191.356 1.269.545 1.004.510 265.035 662.964 −73.679 736.643
    Mittelwert (2016–2023) 1.708.502 1.523.678 184.824 1.168.848 910.847 258.001 539.651 -73.177 612.831
    Summe (2016–2023) 13.668.016 12.189.424 1.478.592 9.350.785 7.286.778 2.064.007 4.317.231 -585.415 4.902.646

    Einzelnachweise

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    1. Wanderungen mit dem Ausland. Abgerufen am 28. Mai 2024 (österreichisches Deutsch).
    2. a b c BAMF: "Migrationsbericht 2013"
    3. Statistisches Bundesamt: 11. Koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung. Annahmen und Ergebnisse, Wiesbaden 2006, S. 27 (PDF)
    4. "Migrationsbericht 2015"
    5. Migrationsbericht 2016–2017 „Tabelle 1-6: Wanderungen zwischen Deutschland1 und dem Ausland von 1950 bis 2017“, S. 222–223.
    6. a b c Wanderungen zwischen Deutschland und dem Ausland von 1950 bis 2023. In: Destatis Statistisches Bundesamt. 27. Juni 2024, abgerufen am 1. November 2024.
    7. a b c d e f Wanderungen zwischen Deutschland und dem Ausland, Zugezogene, Fortgezogene und Saldo. Abgerufen am 6. Dezember 2021.