Quelltext der Seite Titan (Mythologie)

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[[Datei:Cornelis Cornelisz. van Haarlem 002.jpg|mini|''Fall der Titanen'' ([[Cornelis van Haarlem]], 1588)]]
Die '''Titanen''' ({{grcS|Τιτᾶνες|Titānes}}, lateinisch auch ''Titāni''; Einzahl: '''Titan''', Τιτάν, ''Titán'', deutsch auch der Titane, lat. ''Titān'' und ''Tītānus''<ref>[http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.04.0059%3Aalphabetic+letter%3DT%3Aentry+group%3D23%3Aentry%3DTitan Lewis-Short.]</ref>) und die '''Titaninnen''' sind in der [[Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] Riesen und Riesinnen in Menschengestalt und ein mächtiges Göttergeschlecht, das in der legendären [[Goldenes Zeitalter|Goldenen Ära]] herrschte.<ref>[[Diodor]], ''Historische Bibliothek'' 5,66,1</ref> Wie die [[Kyklop]]en und [[Hekatoncheiren]] sind sie Nachkommen der [[Gaia (Mythologie)|Gaia]] und des [[Uranos]]. Die weiblichen Nachkommen werden auch '''Titaniden''' (Τιτανίδες, Titanídes, Einzahl: '''Titanide''', Τιτανίς, Titanís) genannt.<ref>Vergleiche [[Wilhelm Pape]]: ''Wörterbuch der griechischen Eigennamen.'' Band 2. 3. Auflage. Vieweg, Braunschweig 1884, Seite 1535–1536 ([https://archive.org/details/wrterbuchdergr02papeuoft/page/1535/mode/1up Digitalisat]): Τιτᾶν, Titán; Τιτανίδες, Titanídes; Τιτανίς, Titanís, titanisch, substantiviert Titaníde, da ursprünglich Dentalstamm auf δ/d, wie am Genitiv Τιτανίδος, Titanídos erkennbar.</ref> Vom Titanenkampf zwischen [[Olympische Götter|Olympiern]], Hekatoncheiren und einer Reihe von Titanen berichtete das verlorene Epos [[Titanomachie]], in welchem sie nach hartem Kampf schließlich besiegt und in die Tiefen der Unterwelt, den [[Tartaros]], getrieben werden.

Das griechische Wort {{lang|grc|τιταίνειν|titaínein}} bedeutet übersetzt „sich recken“.

== Abstammung ==
{{Stammbaum Titanen}}

== Die Titanen und Titaniden ==
[[Datei:Titan struck Dumont Louvre MR1840.jpg|mini|Gestürzter Titan ([[François Dumont (Bildhauer)|François Dumont]], 1712)]]
Die Titanen bilden das älteste Göttergeschlecht der [[Theogonie]] der [[Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]]. So nennt [[Hesiod]] [[Zwölf#Mythologie|zwölf]] Titanen, sechs Söhne und sechs Töchter, die später sechs Paare bilden:<ref>Hesiod, ''[[Theogonie]]'' [[s:el:Θεογονία#425|424]] u. [[s:el:Θεογονία#135|133–138]]</ref>
# [[Hyperion (Mythologie)|Hyperion]] – Licht- und Sonnengott, zeugte mit Gattin [[Theia]] den Sonnengott [[Helios]], die Mondgöttin  [[Selene]] und die Göttin der Morgenröte [[Eos (Mythologie)|Eos]], welche oft als die schönste Göttin überhaupt bzw. die ''schönstmögliche Frau'' beschrieben wurde
# [[Iapetos]] – Gatte der Nymphe [[Klymene (Okeanide)|Klymene]] (Tochter des [[Okeanos]]), wurde nach der Niederlage gegen die olympischen Götter in den Tartaros verbannt
# [[Koios (Mythologie)|Koios]] – wurde nach der Niederlage gegen die olympischen Götter in den Tartaros gestoßen
# [[Kreios]] – Gatte der [[Eurybia]]
# [[Kronos]] – Vater des [[Zeus]], wurde nach der Entmannung des Vaters [[Uranos]] zum Herrscher der Welt; Gatte von [[Rhea (Mythologie)|Rhea]]; wurde von seinem Sohn Zeus entmachtet und herrscht nun auf den Inseln der Seligen.
# [[Mnemosyne (Mythologie)|Mnemosyne]] – Mutter der neun [[Musen]]
# [[Okeanos]] – Herr des Ozeans, stärkster der Titanen, zeugte mit seiner Schwester und Gattin [[Tethys (Mythologie)|Tethys]] die Flussgötter und die Meeres- und Quellnymphen
# [[Phoibe (Titanin)|Phoibe]] – Frau des [[Koios (Mythologie)|Koios]], Mondgöttin
# [[Rhea (Mythologie)|Rhea]] – Mutter von [[Hestia]], [[Demeter]], [[Hera]], [[Hades]], [[Poseidon]] und Zeus; herrscht mit Gatte [[Kronos]] seit dessen Entmachtung auf der Insel der Seligen
# [[Themis (Mythologie)|Themis]] – Göttin der Gerechtigkeit und der Ordnung, zweite Gattin (nach [[Metis (Mythologie)|Metis]]) des Zeus; sie kennt die Zukunft und ermöglicht so [[Deukalion]] und [[Pyrrha]], die Sintflut zu überleben und die Erde neu zu bevölkern
# [[Tethys (Mythologie)|Tethys]] – Meeresgöttin, Gattin des Okeanos; als Amme der Hera verfluchte sie ihr zuliebe die Sternbilder, immer über den Himmel zu wandern
# [[Theia]] – Gattin des [[Hyperion (Mythologie)|Hyperion]]

Titan [[Iapetos]] zeugt mit Klymene weitere Titanen:
# [[Atlas (Mythologie)|Atlas]], den Harten (trägt den Himmel)
# [[Epimetheus]], den Mann der [[Pandora]]
# [[Menoitios (Sohn des Iapetos)|Menoitios]], den Überheblichen
# [[Prometheus]], den Freund der Menschen

Titan [[Kreios]] zeugte mit [[Eurybia]] ebenfalls weitere Titanen:
# [[Astraios (Titan)|Astraios]] – Titan der Abendröte
# [[Pallas (Titan)|Pallas]]
# [[Perses (Titan)|Perses]]

Vier Titaniden binden sich mit vier Brüdern:
* Theia gebiert dem Hyperion den [[Helios]] (die Sonne), die [[Selene]] (den Mond) und [[Eos (Mythologie)|Eos]] (die Morgenröte).
* Phoibe wird durch Koios zur Ahnin eines Göttergeschlechts, zu dem [[Leto (Mythologie)|Leto]], [[Artemis]] und [[Hekate]] sowie [[Apollon]] gehören
* Rhea nimmt Kronos zum Mann und bringt [[Hestia]], Demeter und Hera sowie Hades, Poseidon und Zeus zur Welt.
* Tethys und Okeanos sind die Eltern der [[Okeanide]]n.

== Mythen ==
=== Entmannung des Uranos ===
Die ersten Kinder, die [[Gaia (Mythologie)|Gaia]] dem [[Uranos]] gebar, die Zyklopen und Hekatoncheiren (Hundertarmigen), waren diesem von Anfang an verhasst, so dass er sie in den [[Tartaros]] verbannte und Freude an diesem schlimmen Werk empfand. Da Gaia darunter litt und erbost war, versteckte sie die folgenden Kinder, brachte den grauen [[Adamant]] hervor, machte daraus eine [[Sichel (Werkzeug)|Sichel]] und überreichte ihnen diese, damit sie ihn bestraften. Sie stachelte die Titanensöhne an zu rebellieren; angeführt von [[Kronos]], dem jüngsten der Titanen, legten sie zu fünft einen Hinterhalt für ihren Vater. Sie packten ihn, als er auf der Erde lag, um ihn an den vier Ecken der Welt festzuhalten, während Kronos in der Mitte den Titanenvater Uranos entmannte.

Das Geschlechtsteil des Uranos warf Kronos ins Meer. Das auf Gaia fallende Blut aus Uranos’ Penis befruchtete sie; Gaia gebar daraufhin die [[Gigant (Mythologie)|Giganten]], die [[Erinnyen]] und die [[Nymphe|melischen Nymphen]]. Aus dem weißen Schaum, der durch Mischung von Uranos’ Blut und Samen entstand, erwuchs [[Aphrodite]] („die Schaumgeborene“).<ref>Hesiod, ''Theogonie'' [[s:el:Θεογονία#135|133–210]]</ref> Nach anderen Autoren war Okeanos der einzige der Titanen, der nicht an der Kastration beteiligt war und auch im Titanenkampf neutral blieb.<ref>''[[Bibliotheke des Apollodor]]'' 1,3</ref>

=== Titanomachie ===
{{Hauptartikel|Titanomachie}}
Hesiod erzählt, dass nach dem Sieg des Kronos über Uranos zwischen den Titanen und den späteren [[Olympische Götter|Olympischen Göttern]] ein heftiger Kampf entbrannte, der erst entschieden werden konnte, als Gaia letzteren verriet, wie der Sieg zu erringen sei: Die von Kronos gefangengehaltenen [[Hekatoncheiren]] („Hundertarmigen“) sollten zur Hilfe herbeigeholt werden, um die Götter im Kampf zu unterstützen. Als der Kampf zwischen Göttern und Titanen neu entbrannte, bewarfen die Hundertarmigen die Titanen mit Steinen, so dass sie unter diesen begraben wurden. Schließlich auch noch gefesselt, wurden sie in den [[Tartaros]] gestoßen, von wo sie niemals mehr entkommen können, da Poseidon eine eherne Tür baute und die Hundertarmigen diese nun bewachen.<ref>Hesiod: ''Theogonie'' [[s:el:Θεογονία#615|617–719]]</ref>

Okeanos und alle Titaniden sollen an diesem Kampf nach anderen Angaben nicht oder nur passiv beteiligt gewesen sein. So soll ein Teil jüngerer Titanen, unter anderem [[Helios]], auf Seite des Zeus gestanden haben.<ref>Diodor, ''Historische Bibliothek'' 5,71,2</ref><ref>Apollonius Rhodius, ''Argonautica'' 3,221 ff</ref><ref>Ptolemaios Hephaistion, ''Neues Geschichtsbuch'' 4 (Zusammenfassung von Photius, ''Myriobiblon'' 190)</ref>

== Siehe auch ==
* [[Titanismus]]
* [[Titans]]
* [[Titano]]

== Literatur ==
* [[Michael Grant]], John Hazel: ''Lexikon der antiken Mythen und Gestalten.'' dtv, München 2004, ISBN 3-423-32508-9.
* [[Karl Kerényi]]: ''Die Mythologie der Griechen – Die Götter- und Menschheitsgeschichten.'' dtv, München 1994, ISBN 3-423-30030-2.
* [[Michael Köhlmeier]]: ''Das große Sagenbuch des klassischen Altertums.'' Piper Verlag, München 1999, ISBN 978-3-492-23804-5.
* [[Maximilian Mayer (Archäologe)|Maximilian Mayer]]: ''Titanen.'' In: [[Wilhelm Heinrich Roscher]]: ''Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie.'' Bd. 5: T. Teubner, Leipzig 1924, Sp. 987–1019. [http://www.archive.org/stream/ausfhrlichesle05rosc#page/494/mode/1up Digitalisat]
* [[Wilhelm Pape]]: ''Wörterbuch der griechischen Eigennamen'', Verlag Vieweg, Braunschweig 1875, [https://books.google.de/books?id=FDE5AQAAMAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false books.google.de], Seite 1535–1536: Titan, Titanídes, Titanís.
* [[Robert von Ranke-Graves]]: ''Griechische Mythologie – Quellen und Deutung.'' rororo, Hamburg 2001, ISBN 3-499-55404-6.

== Weblinks ==
{{Commonscat|Titans|Titan}}
{{Wiktionary}}
* [http://www.theoi.com/Titan/Titanes.html Titanen im Theoi Project] (englisch)
* [http://www.theoi.com/Titan/Titanides.html Titaniden im Theoi Project] (englisch)

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Navigationsleiste Titanen (Griechische Mythologie)}}

{{Normdaten|TYP=p|GND=118884786|LCCN=sh85135642|VIAF=15567720}}

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